Nationalsozialistischer Einbruch und demokratischer Neubeginn
1932: Der Lynchmord an Adolf Bauer
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Ein Grabstein aus rotem Marmor, verziert mit Hammer und Sichel und der Inschrift: „Hier ruht unser Gen.(osse) Adolf Bauer, geboren am 6. Juni 1906, am 10. Juli 1932 von Nazis ermordet. Sein Leben war nur Kampf.“ – Was war geschehen? Was hat das mit Dithmarschens Demokratiegeschichte zu tun?

Im Sommer 1932 fand der gewalttätigste Wahlkampf der bereits gefährdeten Weimarer Republik statt. Straßengewalt beherrschte das Bild, vor allem Nationalsozialisten kannten keine Grenzen. Auch in Dithmarschen. Besonders verhasst war ihnen hier der Marner Kommunist Adolf Bauer, ein begabter Landarbeiter, der als „Agitator“ und Redakteur auch in Straßenkämpfen für seine Weltanschauung warb.
In der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1932 ist Bauer mit dem Fahrrad auf der Chaussee zwischen Marne und seinem Wohnort St. Michaelisdonn unterwegs. Angehörige der SS verfolgen und finden ihn. Am Rande einer Wiese schlagen sie zu und drücken ihn schließlich so lange in einen Graben, bis er ertrinkt. Ein heimtückischer Mord!
Mehrere der (mindestens) vier Beteiligten waren gerüchteweise bald bekannt, ein Haupttäter auf der Flucht. Ermittlungen führten aber zu nichts und wurden nach der NS-Machtübernahme eingestellt. Erst 1948, nach Kriegsende, kam es zum Prozess, zwei Angeklagte legten (Teil-)Geständnisse ab und wurden zu je vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Aber das angerufene Oberlandesgericht hob die Strafen auf, 1932 habe in der Politik eine allgemeine Verrohung bestanden. – Diese Richter waren belastete NS-Juristen.
An der Beerdigung Bauers hatten 1.400 Menschen teilgenommen, nicht nur Kommunisten, auch Sozialdemokraten und andere NS-Gegner. Anschließend ließ die KPD den Grabstein setzen. Er überstand die NS-Zeit, später sicherten ihn engagierte Privatleute. Angestoßen von einem Schulprojekt, Pastor Dietrich Stein und dem Kirchenvorstand, platzierte man den Stein 2016 auf dem Ehrenfeld.
Adolf Bauer war gewiss kein Demokrat. Aber er warb für seine Ideale und wurde deshalb von Nationalsozialisten heimtückisch ermordet. Ein Schritt auf dem Weg der Zerstörung der Weimarer Demokratie! Selbst zu Beginn unserer Demokratie wurden die Täter von belasteten NS-Juristen freigesprochen.
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Verwendete Literatur:
Stein, Dietrich: Lynchmord in der Südermarsch. Der Tod Adolf Bauers 1932 in Rösthusen bei Marne. In: Akens 57/58 (2016/17), S. 6–91.