Demokratische Vielfalt und Erinnerung
1227-1559: Marktplatz Heide und die Dithmarscher Bauernrepublik
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In Dithmarschen ist man stolz auf den Heider Marktplatz: Er ist nicht nur der größte Marktplatz der ganzen Bundesrepublik, sondern war auch das politische Zentrum der traditionell als „frei“ bezeichneten Dithmarscher Bauernrepublik (1227–1559). Hier wurde am 13. Februar 1447 das Dithmarscher Landrecht verkündet und anschließend an den Sonnabenden von 48 Vertretern der Kirchspielgemeinden ausgeübt. Doch wie demokratisch und frei war die damalige Republik der Bauern?
Ab 28. September 1434 trafen sich „uppe de Heide“ ein bis zwei Dutzend Männer. Es waren Vertreter der „Dithmarscher Kirchspiele“, also der politisch weitgehend selbstständigen Gemeinden. Sie entscheiden eigenständig über Markt, Handel und Verkehr, aber auch Auswärtskontakte. Diese Vertreter wurden nicht gewählt, sondern von Großbauern ernannt. Aber: In den Kirchspielen regierten nicht Einzelne, sondern Gruppen, sogenannte Ratskollegien, die Dithmarschen zu einer „Republik“ machten.
Eigeninteressen der Kirchspiele hatten zu Streitigkeiten geführt, das Treffen im September 1434 sollte schlichten. Als Lösung richteten die Kirchspiele nun ein gemeinsames Obergericht ein. Es bestand aus 48 Männern der Kirchspiele, die Anliegen nach eigenem Recht, dem „Dithmarscher Landrecht“, regelten. Diese sogenannten „48er“ waren auf Lebenszeit berufene Männer angesehener Familien. Ihr Treffpunkt war der Heider Marktplatz, der dadurch zum Ausgangspunkt weiterer Ansiedlungen wurde. Heide entwickelte sich damit zum politischen Zentrum Dithmarschens und die „48er“ zum eigentlichen Führungsorgan der Republik.
Die Bauernrepublik war zwar frei von Fürstenmacht und Adel, die Beteiligung an Politik, Recht und Besitz jedoch ungleich verteilt. Doch obwohl eine Schicht von Großbauern die Führung der Republik bestimmte, besaßen die Dithmarscher eine besondere Freiheit: Alle, auch die unteren Schichten, waren freie Menschen und nicht durch die Grund- oder gar Leibherrschaft gebunden wie anderswo. Diese persönliche Freiheit aller war und blieb eine Besonderheit Dithmarschens!
Eine freie demokratische Bauernrepublik war Dithmarschen also noch nicht. Aber Freiheit und Recht des Einzelnen waren gesichert, eine wichtige Voraussetzung für Demokratie!
Hinweis: Wenn Sie die ganze Tour Demokratische Vielfalt und Erinnerung durch Heide geschafft haben, können Sie einen besonderen Sticker bei der Tourismusinformation Heide einlösen. Als Nachweis zeigen Sie bitte die „geloggten Caches“ oder Bilder der Geocaches.
Verwendete Literatur:
- Bohn, Robert & Danker, Uwe: Wurzeln der Freiheit. In: Demokratische Geschichte 32 (2023), S. 226–237.
- Nissen, R. Nis: Heide um 1500. Leben im Dithmarschen der Regentenzeit. Heide 1990.
- Verein für Dithmarscher Landeskunde e.V. (Hrsg.): Geschichte Dithmarschens. Heide 2000.
- Volker, Arnold: Der Heider Marktplatz – Das politische Zentrum der Dithmarscher Bauernrepublik. In: Rüdiger Kelm (Hrsg.): Auf den Spuren der Dithmarscher Geschichte. Heide 2012, S. 46–47.