Demokratische Vielfalt und Erinnerung

1918: Der revolutionäre Heider Soldatenrat

Ende Oktober 1918, kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs, meutern kriegsmüde Matrosen in Wilhelmshaven; sie befürchten eine sinnlose letzte Schlacht. Meuterer werden nach Kiel verlegt. Dort kommt es zu Massenkundgebungen und Verhaftungen. Am 4. November gründet sich in Kiel der erste „Soldatenrat“, um ihre Forderungen durchzusetzen. Die Meuterei geht in eine Revolution über. Die Soldaten übernehmen die Kontrolle über die Stadt. Es ist der Beginn der erfolgreichen „Novemberrevolution“ und der Gründung der Weimarer Republik. Überall im Land bilden sich jetzt Räte, auch hier in Heide. Wie gingen sie vor, was wollten sie erreichen?

Mit roten Flaggen und Trommeln ziehen am 6. November 1918 Soldaten durch Heide. Am Abend gründet sich der Soldatenrat, er fordert das Ende der Monarchie und einen sofortigen Waffenstillstand. Die Übernahme der Stadt erfolgt friedlich.
Am 8. November 1918 wird im „Kaisersaal“ zusätzlich ein Arbeiterrat gebildet und dem Soldatenrat angegliedert. Die Räte streben nach einer Demokratisierung. Zunächst aber wollen sie Ruhe und Ordnung herstellen, indem sie die Verwaltungen und Behörden kontrollieren. Die schlechte Versorgunglage in der Bevölkerung ist das Hauptproblem.

Der Soldatenrat sah sich als vorübergehendes Organ. Ziel war, eine neue demokratische Ordnung mit den bestehenden Behörden zu schaffen. Die revolutionäre Umgestaltung fand in engen Grenzen statt, denn Schlüsselpositionen wurden in Heide weiterhin vom Bürgertum besetzt. Ende November 1918 nahm der örtliche Arbeiterrat sogar zwei Bürgerliche auf. Diese Verbindung missfiel anderen Revolutionären, die einen klaren Bruch mit den alten Mächten forderten.
Grundsätzlich entschloss sich die reichsweite Rätebewegung aber für freie Wahlen zur Nationalversammlung, um – getragen von allen Bürgerinnen und Bürgern – eine demokratische Verfassung zu schaffen.

Die Novemberrevolution gelang, eine Demokratie entstand. Aber es mangelte der Weimarer Republik an Stabilität, zu groß waren der Einfluss der „alten Eliten“ und die schlechte Stimmungslage. Diese Demokratie scheiterte nach vierzehn Jahren, sie wurde förmlich abgewählt. – Eine Demokratie ist nie ungefährdet und muss immer wieder neu verteidigt werden!

Hinweis: Wenn Sie die ganze Tour Demokratische Vielfalt und Erinnerung durch Heide geschafft haben, können Sie einen besonderen Sticker bei der Tourismusinformation Heide einlösen. Als Nachweis zeigen Sie bitte die „geloggten Caches“ oder Bilder der Geocaches.

Verwendete Literatur:

  • Pfeil, Ulrich: Dithmarschen in der Weimarer Republik 1918–1933. In: Verein für Dithmarscher Landeskunde e.V (Hrsg.) Geschichte Dithmarschen. Heide 2000. S. 299–326.
  • Pfeil, Ulrich: Vom Kaiserreich ins „Dritte Reich“: Die Kreisstadt Heide/Holstein 1890–1933. Heide 1995.

Quellen:

  • Heider Anzeiger:263/7.11.1918
  • Heider Anzeiger:263/8.11.1918
  • Heider Anzeiger:264/9.11.1918