Ringen um Demokratie und Freiheit
1500: Die „Schlacht bei Hemmingstedt“
Audiodatei zum Text
Wir schreiben den 17. Februar 1500, ungefähr an dieser Stelle bei Hemmingstedt: Eine große Streitmacht zieht gegen Dithmarschen. – Was soll das mehr als 500 Jahre später mit „Demokratie“ zu tun haben? Die Antwort führt tief in Dithmarschens besondere Geschichte.

Zurück ins Jahr 1500: Noch nie war das Land einem Fürsten unterworfen. Die kleine, aber wirtschaftlich wohlhabende „Bauernrepublik“ ist eine selbstverwaltete Agrargesellschaft mit persönlicher Freiheit für alle – vom Großbauern bis zum Landarbeiter oder Tagelöhner. Jetzt aber wollen Adlige mit Dänemarks König Johann und seinem Bruder Herzog Friedrich von Gottorf an der Spitze die Dithmarscher ihrer Herrschaft unterwerfen. Doch es kommt noch einmal anders: Das ortskundige und taktisch geschickte Dithmarscher Bauernaufgebot schlägt sie in der „Schlacht von Hemmingstedt“ vernichtend. Ihr – angeblicher – Schlachtruf: „Wahr di Garr, de Bur de kumt!“
Aber 1559 waren die Herzöge von Schleswig und Holstein militärisch überlegen. Dennoch konnten die unterworfenen Dithmarscher einige Sonderrechte bewahren. Ergebnis: Anderswo selbstverständliche Formen von Grund-, Guts- und Leibherrschaft über unfreie bäuerliche Untertanen gab es auch später in Dithmarschen niemals!
War Dithmarschen zuvor eine freie demokratische Bauernrepublik? Nein, das wäre eine falsche Verherrlichung. Denn von einer Gesellschaft der Gleichen und einer freiheitlich-demokratischen Herrschaft konnte auch hier noch nicht die Rede sein. Die Teilhabe an Politik, Recht und Besitz war sehr ungleich verteilt. Eine Schicht von Großbauern, vergleichbar mit einem regionalen Adel, regierte seit Jahrhunderten die „Republik Dithmarschen“.
Die Schlacht bei Hemmingstedt und die Bauernrepublik wurden jahrhundertelang übertrieben verherrlicht. Auch mit diesem heroischen Denkmal. Dennoch: Im Vergleich mit ganz anderen Verhältnissen in Schleswig, Stormarn und Holstein, insbesondere mit der Leibeigenschaft in Ostholstein, gewinnt die „Dithmarscher Freiheit“ ihren Glanz: Denn alle, auch die einfachsten Unterschichten, bewahrten ihre persönliche Freiheit. Sie waren nie gebunden an Grund, Gutshof oder Herren. Sie waren freie Menschen! Und das ist eine wesentliche Voraussetzung für Demokratie.
Audiodatei zum Hinweis
Hinweis: Wenn Sie die ganze Tour Ringen um Demokratie und Freiheit durch Norderdithmarschen geschafft haben, können Sie einen besonderen Sticker in der Tourismusinformation in Büsum einlösen. Als Nachweis zeigen Sie bitte die „geloggten Caches“ oder Bilder der Geocaches.
Verwendete Literatur:
- Mißfeldt, Jörg: Die Republik Dithmarschen. In: Verein für Ditmarscher Landeskunde e.V (Hrsg.): Geschichte Dithmarschens. Heide 2000, S. 121-166.
- Trende, Frank: Die Schlacht bei Hemmingstedt. Ein deutscher Mythos zwischen Politik, Poesie und Propaganda. Heide 2000.
- Witt, Reimer: Die Schlacht bei Hemmingstedt – Wahrheit und Legende. In Demokratische Geschichte 12 (1999), S. 33-49.