Nationalsozialistischer Einbruch und demokratischer Neubeginn

1944: Lager Gudendorf

Sie sind auf dem Gelände der Gedenkstätte Gudendorf. Das monumentale Mahnmal von Siegfried Assmann bildet den Mittelpunkt dieses 1962 eröffneten zentralen Gedenkorts für sowjetische Kriegsgefangene in Schleswig-Holstein. Warum Gudendorf? Was ist hier passiert?

Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 sollte ein weiterer „Blitzkrieg“ werden. Eine Versorgung von bereits 1941 drei Millionen Kriegsgefangenen planten Wehrmacht und NS-Führung nicht; mehr als die Hälfte starb bis Frühjahr 1942.

Seit dem Winter werden sowjetische Kriegsgefangene ins Reich transportiert. Die Überlebenden kommen in elendem Zustand an. Norderdithmarschens NSDAP-Kreisleiter Hansen klagt, sie kämen „vollkommen verhungert“ an und könnten sich oft kaum „kaum mit eigener Kraft vorwärts bewegen“. Dabei sollen sie doch Zwangsarbeit leisten, zum Beispiel einen Flugplatz in Gudendorf bauen. In der rassistischen Hierarchie der Nationalsozialisten stehen sie ganz unten: Sie gelten als verachtete „Untermenschen“, deren Leben nichts wert schien.

Im Frühjahr 1944 verlagerte die Wehrmacht ihr zentrales schleswig-holsteinisches Zweiglager mit Krankenstation für sowjetische Kriegsgefangene hierher. Die medizinische Versorgung im Lager war indes nur auf eine schnelle Wiederherstellung der Arbeitskraft ausgerichtet. Es ist aufgrund schlechter Quellenlage nicht bekannt, wie viele Menschen hier tatsächlich starben.

Insgesamt kamen 1941 bis 1945 circa drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene ums Leben. Die Sowjetunion verlangte nach Kriegsende, dass an Grabstätten auch Gedenksteine errichtet würden. So auch in Gudendorf. Die Neugestaltung mit Stele und Landschaftsgestaltung im Jahr 1962 wurde vom Land beschlossen. Träger der Einrichtung ist die Gemeinde Gudendorf. Seit 1983 sorgt die engagierte Initiative „Blumen für Gudendorf“ für eine aktive Erinnerungsarbeit.

Der offen vertretene menschenunwürdige, ja mörderische Umgang mit sowjetischen Soldaten war ein besonders schlimmer Ausdruck nationalsozialistischer Gewalt. Diesen Tiefpunkt auch der regionalen Geschichte nicht zu vergessen, ist die wichtige Aufgabe dieser Gedenkstätte!

Hinweis:
Wenn Sie die ganze Tour Nationalsozialistischer Einbruch und demokratischer Neubeginn durch Süderdithmarschen geschafft haben, können Sie einen besonderen Sticker bei RIMO-Art (Direkt gegenüber der Neulandhalle einlösen. Als Nachweis zeigen Sie bitte die „geloggten Caches“ oder Bilder der Geocaches.

 Verwendete Literatur:

  • Meier, Verena: Das Lager und die Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in Gudendorf. Husum 2021