Nationalsozialistischer Einbruch und demokratischer Neubeginn
1936: Die Neulandhalle
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Sie befinden sich am „Historischen Lernort Neulandhalle“. Eigenartige, farbige und große Buchstaben, ja Worte machen neugierig! Was ist oder war hier bloß los? Und: Diese kleine „Halle“ soll bedeutend sein?

ie 1936 eingeweihte Neulandhalle galt als architektonische Krönung des 1935 besiedelten „Adolf-Hitler-Kooges“, heute Dieksanderkoog. Sie war Gemeinschaftszentrum, Tagungsstätte, Übernachtungsort und – vor allem – Ersatzkirche: Hier – und zwar oft draußen, jedenfalls war sie zu klein, um alle Koogbewohner aufzunehmen – wurden NS-Zeremonien abgehalten, kamen Männer und Frauen des Kooges zusammen, fanden Familienfeiern statt, übernachteten durchreisende Jugendliche und richtete man Tagungen für Landgewinnungs- und Küstenschutzexperten aus. Und die Glocke der Neulandhalle schlug wie eine Kirchenglocke bei Geburten, Todesfällen und Gefahr von der Nordsee.
Als nationalsozialistisches Renommierprojekt angelegt, gestaltete die schleswig-holsteinische NS-Führung im neuen, nach dem „Führer“ benannten Koog durch Siedlungsstruktur und Siedlerauswahl eine neue dörfliche Gemeinschaft. Sie sollte eine idealisierte „Volksgemeinschaft“ im Kleinen bilden und für das nationalsozialistische Versprechen einer deutschen „arischen“ Zukunftsgemeinschaft stehen. Reichsweit wurde der Koog propagandistisch verwertet! Journalisten und Reisende kamen in Bussen und betrachteten diese verheißungsvolle Gemeinschaft.
Zugleich feierte man hier mit markigen Sprüchen „friedliche Lebensraumgewinnung“ durch die neue Regierung Hitler. Die schleswig-holsteinische NS-Führung hatte den Propagandawert der seit Jahrhunderten an der Westküste betriebenen Landgewinnung erkannt. Sie wurde ideologisch aufgeladen und als nationalsozialistische Leistung zur Erweiterung der Lebensgrundlagen des deutschen Volkes überhöht. Das alles kam Mitte der 1930er Jahre vor dem Krieg, der dann auch um „Lebensraum“ geführt werden sollte, gut an.
Seit 2019 kann man hier beide damals populären Versprechen, die NS-Volkgemeinschaft und das Programm zur Erweiterung deutschen Lebensraums, genau kennenlernen. Dazu muss man die Halle nicht betreten. Denn die komplette Ausstellung ist draußen, an den Buchstaben und Worten, die am Ende Sinn ergeben. Der Rundgang lohnt sich! Er beginnt genau hier.
Hinweis:
Wenn Sie die ganze Tour Nationalsozialistischer Einbruch und demokratischer Neubeginn durch Süderdithmarschen geschafft haben, können Sie einen besonderen Sticker bei RIMO-Art (Direkt gegenüber der Neulandhalle einlösen. Als Nachweis zeigen Sie bitte die „geloggten Caches“ oder Bilder der Geocaches.
Verwendete Literatur:
- Danker, Uwe & Richter-Oertel, Melanie: Historischer Lernort Neulandhalle. Husum 2023.
- Danker, Uwe: Volksgemeinschaft und Lebensraum. Die Neulandhalle als Historischer Lernort. Neumünster 2014.